Innovationsmanagement ... o_O

 

Stichwort 1:

-Zahnbürsten

Innovationsmanagement ... o_O


 

Stichwort 1:

-Zahnbürsten


 

Bis vor kurzem besaß ich eine Zahnbürste, bei deren Gebrauch mir regelmäßig der Sabber aus dem Mund gelaufen ist.

Bei genauerer Betrachtung stellte ich fest, dass der Bürstenkopf in der Mitte geteilt war. Eine geschwungene Ritze teilte den Kopf  mittig.

Innovativ? Mit Sicherheit. Sinnvoll? ......ich weiß es nicht......

Mag sein, dass sich ein kluger Kopf bei dieser Neuerung irgendetwas gedacht hat, ich komme allerdings nicht dahinter und sehe in dem ganzen ausschließlich Nachteile.

Es sieht noch nicht mal gut aus, zumindest nicht besser als jede vollständig-köpfige Standart-Zahnbürste, die ich bisher gesehen habe.

Abgesehen davon hat sich meine Zahnbürstenwahl allerdings noch nie nach der ansprechendsten Optik gerichtet.....allerhöchstens vielleicht noch nach der Farbe bei der Wahl zwischen zwei gleichwertigen Produkten.

Und da frage ich mich: Gibt es tatsächlich Leute, die sich ihre Zahnbürste danach aussuchen, welche das "trendigste" Design hat??? (Ungeachtet dessen, übrigens, ob ihre Funktionalität durch das neue Design völlig herabgesetzt wird?!?)

Ja...habe ich mir nun sagen lassen - und will keine Namen nennen, Markus H.- und war ziemlich verwirrt.....

Auch durfte ich erfahren, dass anscheinend tatsächlich manche Menschen Zahnbürsten mit längs geteiltem Bürstenkopf kaufen würden, nur um zu erfahren, ob dem ganzen nicht doch vielleicht ein positiver Effekt zugrunde liegt.

Meine Verwirrung wich der Desillusionierung....


 

Gut, in dem Punkt bin ich also wohl einfach nicht weltoffen genug (gewesen).


 

Was ich aber viel...sagen wir mal "spannender" finde, ist die Tatsache, dass irgendein Mensch sich diese Dinge ausdenkt.....

Da sitzt irgendein vielleicht richtig kreativer Kerl in seinem Büro und überlegt sich wie die nächste Zahnbürste aussieht.

Bestimmt keine einfache Aufgabe, und das meine ich ganz ernst, sollte doch das Design ansprechend, innovativ und auch noch möglichst funktional (auch wenn dieses Kriterium wohl nicht das wichtigste zu sein scheint) sein...

Ganz ehrlich, mir würde dazu nicht viel einfallen.

Unendlich viele Möglichkeiten gibt es da ja auch nicht, wenn man die Zahnbürste noch Zahnbürste sein lassen will.

Die meisten Farben und Griff-Variationen gab es schon, auch die Borsten an sich wurden längst tot-variiert (meine vorletzte Zahnbürste hatte schräg angeordnete Gummi-Blättchen, die das Zähneputzen zu einem Tinnitus-erregenden Erlebnis gemacht haben), also, machen wir ne Ritze in den Bürstenkopf.

Find' ich gut, ich glaube ich werde doch Zahnbürstendesigner, ich werde eine Innovation nach der anderen bringen, als erster Schritt schwebt mir da das Weglassen des Bürstenkopfes vor. In der nächsten Runde könnte man einen Gummispachtel an den Griff anbringen, der auf einer Seite mit Schleifpapier beklebt wird.

Auf der anderen Seite kommen in der dritten Runde dann rosa Puschel dran, damit auch die weibliche Zielgruppe erreicht wird....die gibt es dann natürlich auch in weich, medium und hart, bei der harten Version sind die Puschel aus rosa/schwarz glänzendem Leder (wieder eine Zielgruppe mehr).

Okay, wir haben also festgestellt, dass dieser arme Kerl (oder auch nicht!? wie viel verdient man wohl als Designer pro Zahnbürste? wird vermutlich prozentual auf den innovativen Fortschritt gerechnet) keinen leichten Job hat.

Er ist also definitiv nicht unterfordert.

Und trotzdem frage ich mich ernsthaft: Erfüllt ihn wohl seine Arbeit?

Wie viel Prozent seiner gesamten Arbeitszeit macht wohl das Entwerfen von Zahnbürstendesigns aus?

Ist er wohl stolz, wenn ihm ein Entwurf gelungen ist, der umgesetzt wird?

Erzählt er das dann seiner Frau und seinen Freunden, wenn sie von einem gewonnenen Prozess oder dem Todesfall eines Patienten auf der Kinderstation berichten?

"Der kleine, beinlose Waisenjunge hat bis zum bitteren Ende gekämpft. Sein Herzschlag stoppte erst vier Minuten nachdem die Geräte ausgeschaltet wurden. Seine Stümpfe zuckten noch, während eine letzte Träne über sein vernarbtes Gesicht lief."

"Silikonlamellen!.........Gelb!"

Hat er sich diesen Beruf -oder diesen Teil seiner Arbeit- wohl ausgesucht?

Jedes Mal wenn ich einkaufen gehe und in der Zahnbürstenabteilung verzweifelt nach einem Produkt für unter 1,90€ suche (liegt das an steigenden Erdölpreisen oder sind die Borsten mittlerweile aus Nerz-Haaren?), sind die Zahnbürsten funktional wie optisch immer wieder noch futuristischer als bisher.

Inzwischen gibt es sogar batteriebetriebene Zahnbürsten, die "zur noch besseren Reinigung" vibrieren (praktisch also die elektrische Zahnbürste für Schlechtverdiener).....ich bin mir sicher dass es nicht mehr lange dauert, bis Zahnbürsten  Elektroautos ablösen - vermutlich noch bevor diese überhaupt für den Ottonormalverbraucher erschwinglich geworden sind.

Mich würde wirklich interessieren, wie viele Gelder im Schnitt für Zahnbürsten-Design und -Herstellung drauf gehen.

Und, wie viele Leute von denjenigen, die sich eine Kopf-gespaltene Zahnbürste bewusst auswählen und kaufen würden, um ihren eventuellen Extranutzen herauszufinden, sagen würden, dass das Geld dort gut investiert ist.

Ich mag Vielfalt in so ziemlich jeder Hinsicht....aber ich finde auch großen Gefallen daran, wenn die Dinge, die ich benutze, auch ihren Sinn erfüllen...und manchmal NUR das...


 

 

 

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